Die erste Runde der Projektschmiede ist bald vorbei und immer noch löchern die Projektbegleitenden die Projektbringenden mit «Verständnisfragen». Was passiert gerade und wie gehen wir damit um?
An meiner letzten Projektschmiede benutzte ich als Haltungsinput das Bild einer Libelle mit ihren Facettenaugen, welche aus tausenden von Einzelaugen bestehen. Diese tausende verschiedene Augen ermöglichen gemeinsam einen fast 360° Rundumblick, eine extreme Klarsicht und auch Schärfe. Zusätzlich sehen Libellen die Welt viel bunter und farbiger als wir Menschen. Genau so können die Augen der Projektbegleitenden die Projekte mit ihren Perspektiven bereichern.
Als ich in der ersten Runde «Ja, und?» zwischen den Projekten hin und her ging merkte ich, dass beide Tische bei den Verständnisfragen hängengeblieben waren. Ich verlängerte die Runde um 5 Minuten und gab den Tischgastgeberinnen den Hinweis, die Projektbegleitenden zu Wort kommen zu lassen. Die Stimmung an den Tischen wurde lebendiger und gleichzeitig ruhiger während der Projektbringer sich in die Rolle des Zuhörers geben konnte. So konnte die erste Runde mit einigen Handfesten Punkten auf den Post-its beendet werden. In den nächsten Beiden Runden, stellte sich das Problem weniger, da die Möglichkeit für Verständnisfragen gar nicht so stark in den Vordergrund gestellt wurde.
Was es mir deutlich macht, ist, dass schon eine kurze und klare Zusammenfassung des Projekts und der Frage reichen, um bei den Projektbegleitenden Bilder und Assoziationen zu wecken, die von ihren eigenen Erfahrungen und Expertisen gefärbt sind. Verständnisfragen können auf ein Minimum reduziert werden. Zu viele Verständnisfragen bringen nicht ein besseres Verständnis des Projekts, sondern eine Verunsicherung der Projektbegleitenden, die zunehmend denken, sie müssen alles ganz genau verstehen, bevor sie ihre Rückmeldung zum Projekt geben können. Auch deshalb ist es wichtig, dass die Projektbegleitenden in der zweiten Runde den Tisch wechseln. Die Projektbegleitenden kommen ins Teilen und werden von den Beiträgen der anderen Projektbegleitenden zusätzlich angeregt. Anstatt akribisch diskutiert, wird offen geschenkt.
Im anschliessenden Debriefing brachte die Tischgastgeberin es für mich gut auf den Punkt: «Am Schluss ist es wahrscheinlich die erste Assoziation, die am meisten bringt».
Zur Projektschmiede: Die Projektschmiede fand im Rahmen des Netzwerks Caring Community in Basel, CH statt. An der zwei Mal jährlich stattfindenden Projektschmiede werden speziell Projekte, bei der sorgende Gemeinschaften im Vordergrund stehen bearbeitet.
Kontakt: rhea.r.braun@gmail.com
Rhea Braunwalder, Moderatorin, 2022 St.Gallen